MyoPro®-Anwender trägt ein Tablett mit Tassen

Neuro­plastizität und MyoPro®

Die Häufigkeit von Schlaganfällen pro Jahr ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Bei einer Vielzahl der Betroffenen nehmen Gehirnregionen, die für die Steuerung von Bewegungen zuständig sind, Schaden. Die Auswirkungen zeigen sich in Bewegungsunfähigkeit bis hin zu kompletten Lähmungen einer Körperhälfte, auch Hemiparese genannt. Um ein dauerhaftes Bestehen der Symptome zu vermeiden, wird bereits im Krankenhaus mit Rehabilitationsmaßnahmen begonnen. Grund dafür ist eine besondere Funktion des Gehirns, auch Neuroplastizität genannt. Aufgrund der Neuroplastizität ist das Gehirn in der Lage, auf äußere Veränderungen zu reagieren, indem es Synapsen, Nervenzellen oder ganze Hirnareale verändert oder neue Verbindungen schafft. Was beispielsweise funktioniert wenn eine neue Sprache oder Tätigkeit erlernt werden soll, ist auch bei der Rehabilitation nach einem Schlaganfall nützlich. Bewegungen, die durch den Schlaganfall nicht mehr möglich sind, können durch die Neuroplastizität wiedererlangt werden. Generell ist diese Fähigkeit des Gehirns bei der Regeneration nach akuten Schädigungen des Gehirns ein wichtiger Faktor. Denn nur wenn neue Verknüpfungen im Gehirn entstehen, können die verloren gegangenen Fähigkeiten teilweise oder gänzlich wiedererlangt werden.

Wie funktioniert die Neuroplastizität?

Hundert Milliarden Nervenzellen befinden sich im menschlichen Gehirn, das als hochkomplexes Organ gilt. Diese Nervenzellen sind untereinander verbunden. Mittels der Neuroplastizität gelingt es den Nervenzellen, neue Verbindungen zu schaffen. Der Vorgang der Neuverknüpfung bedarf jedoch einiges an Energie sowie die richtigen Nähr- und Botenstoffe. Ein wichtiger Teil während dieser Prozesse stellt die Blut-Hirn-Schranke dar. Als Schranke zwischen Blutkreislauf und zentralem Nervensystem schützt sie diese, indem schädliche Stoffe aus dem Blut gefiltert werden. Indem sie das chemische Gleichgewicht aufrechterhält, können die komplexen Abläufe im Gehirn gewährleistet werden. Eine weitere wichtige Funktion, die durch die Blut-Hirn-Schranke ermöglicht wird, ist die Zellerneuerung. Aufgrund der Neuroplastizität können dadurch neue Nervenzellen entstehen, die in geschädigte Hirnregionen integriert und für die neuen Verbindungen zuständig sind.

Damit die Neuroplastizität auch in der Praxis funktioniert, muss diese nach einer Schädigung des Gehirns angeregt werden. Eine Aktivierung der Neuroplastizität gelingt durch Übungen, die Grundlage verschiedener Therapieansätze sind. Vor allem Bewegung ist ein ausschlaggebender Faktor in der Wiederherstellung von verloren gegangenen Fähigkeiten. Regelmäßige Übungen, beispielsweise bei einer Lähmung von Arm und Hand können dazu führen, dass neue Nervenzellen entstehen und das Gehirn neue Verbindungen schafft. Die MyoPro®-Orthese kann auch dabei unterstützen. Mit der MyoPro® soll der Anwender seine Mobilität wiederherstellen. Das gelingt durch regelmäßiges Training während der Ergo- oder Physiotherapie sowie auch außerhalb im Alltag. Das stetige Wiederholen der einzelnen Bewegungsabläufe, bei dem Nervensystem und Muskeln zusammenarbeiten, reguliert den Tonus und fördert die Durchblutung. Ein weiterer positiver Effekt kann die Anregung der Neuroplastizität sein. Durch gezielte, individuelle Übungen sowie Bewegungsabläufe bietet die MyoPro® eine Unterstützung im Alltag. Indem alltagsrelevante Abläufe trainiert werden, kann mit der Orthese eine Beidhändigkeit zurückerlangt werden, die es ermöglicht, Aufgaben zu erledigen und Handlungen auszuführen, die zuvor aufgrund der Lähmung oder Spastik nicht mehr möglich waren. Die MyoPro®-Orthese hat den Vorteil, dass sie auch noch Jahre nach einem Schlaganfall eingesetzt werden kann. Statt therapeutische Übungen können damit wieder selbst initiierte aktive Bewegungsabläufe ausgeführt werden. Damit die myoelektrische Orthese zum Erfolg führen kann, bedarf es eines individuellen Trainings. Das Training mit der MyoPro®  wird professionell begleitet. Sowohl Therapeut als auch Anwender bekommen einen Experten zur Seite gestellt, der zunächst eine Einweisung in das System gibt. Über sechs Monate findet die Begleitung des Anwendertrainings im Rahmen des MyoCare-Versorgungskonzepts statt, bei der neben der Erstellung eines individuellen Trainingsplans auch regelmäßige Vor-Ort-Besuche zur Trainingsbegleitung des Anwenders und seines Physio- oder Ergotherapeuten gehören. Weitere Informationen zum MyoCare-Konzept erhalten Sie unter „Was ist MyoCare?“.